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Energiestrategie soll neue Jobs schaffen

Experten glauben, dass ein Ja zur Vorlage der Schweiz unter dem Strich neue Arbeitsplätze bringt. Es gibt allerdings auch Unternehmen, auf die Probleme zukommen dürften im Bezug auf die Energiestrategie.

Es ist einer der grössten Streitpunkte, wenn es um die Energiestrategie 2050 geht: die Job-Frage. Die Vorlage schaffe neue Arbeitsplätze und erhöhe die Wertschöpfung in der Schweiz, sagen die Befürworter. Die Gegner hingegen warnen: Die Vorlage verteuere die Energie enorm, was der Konkurrenzfähigkeit des heimischen Gewerbes schade und Jobs zerstöre. Wer hat recht?

“Die Befürworter”, sagt Jürg Rohrer, Leiter der Forschungsgruppe erneuerbare Energien an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Er bezieht sich auf eine Studie, die er letzten Herbst im Auftrag der atomkritischen Schweizerischen Energiestiftung SES erstellte. Sie betrachtet drei Zukunftsszenarien. Eines davon: Das erste Massnahmenpaket der Energiestrategie wird umgesetzt. In diesem Fall könnten laut der Studie allein in der Stromproduktion 2000 neue Jobs entstehen – und zwar netto, also unter Berücksichtigung der Stellen, die durch die wegfallende Atomkraft verloren gehen.

Energiestrategie schafft Zehntausende neue Stellen?

Am grössten ist das Potenzial laut dem Papier im Bereich Biogasanlagen: Dort könnten rund 900 Jobs dazukommen. Die Solarenergie soll 650 Stellen bringen, der Bau und Betrieb von neuen Windkraftanlagen 350. Die Produktion von Biogas stehe im Vergleich zu den anderen Energieträgern noch am Anfang, sagt Rohrer. Deshalb sei das Ausbaupotenzial gross. Ausserdem seien Bau und Betrieb der Anlagen komplex.

Die Atomkraftwerke hingegen würden bei einem Ja zur Energiestrategie langfristig abgeschaltet. 350 Stellen gingen verloren. Unter dem Strich resultiert laut Rohrer also ein Gewinn. “In Realität wird dieser sogar noch grösser sein. Denn die Beschäftigungseffekte durch Energieeffizienzmassnahmen haben wir gar nicht mit einbezogen.”

Die Energiestrategie sieht vor, die Energieeffizienz mit steuerlichen Anreizen für Gebäudesanierungen oder verschärften Emissionsvorschriften zu steigern. Glaubt man der SES, könnten solche Massnahmen nochmals sehr viele Jobs bringen: Von 72’000 Stellen brutto ist in einer Studie von 2012 die Rede. Die Potenziale in diesem Bereich seien enorm, und von deren Erschliessung profitierten vor allem arbeitsintensive Branchen und Unternehmen aus der jeweiligen Region – etwa Installateure, Planer und Ingenieure.

Arbeitsplätze vielleicht auch im Ausland

Viele Befürworter der Energiestrategie stammten aus den Reihen dieser Profiteure, sagen Kritiker der Vorlage. Sie setzten sich für das Geschäft ein, weil sie auf steigende Umsätze hofften. Doch mit Subventionen geschaffene Arbeitsplätze würden nach Auslaufen der Unterstützung wieder verschwinden, warnt das Nein-Komitee auf seiner Webseite. Gleichzeitig verteuere die Vorlage die Energie in der Schweiz enorm. “Darunter leidet die Konkurrenzfähigkeit unseres Gewerbes und unserer Exportwirtschaft. Arbeitsplätze und Wohlstand werden zerstört.”

Ausserdem, sagt Patrick Dümmler von der liberalen Denkfabrik Avenir Suisse, würde ein bedeutender Teil der neuen Arbeitsplätze nicht in der Schweiz entstehen, sondern im Ausland. “In den Bereichen Solarenergie oder Windkraft findet ein grosser Teil der Wertschöpfung in Deutschland oder China statt.” Dümmler hält es darum für möglich, dass der Job-Saldo aus Schweizer Sicht ausgeglichen oder gar negativ sein wird.

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