Crowdfunding – Ein Lichtblick am Schweizer Immobilienmarkt?
Von Zahlen wie in China können Schweizer Crowdfunding-Firmen derzeit nur träumen. Die Vermittlung von Geldern über das Internet steckt hierzulande noch in den Kinderschuhen. Die jungen Fintech-Firmen wachsen aber rasant.
Fintech-Startups werden von vielen noch immer etwas belächelt. In der Tat sind sie im Vergleich mit den traditionellen Banken Zwerge. Aber die Zwerge scheinen ihre Arbeit gut zu machen, wie man dem jüngsten Crowdfunding-Monitoring 2017 entnehmen kann.
In der am Mittwochmorgen veröffentlichten Studie der Hochschule Luzern werden die Entwicklungen in einem Untersektor von Fintech analysiert, nämlich im Bereich der Vermittlung von Geldern über das Internet (Crowdfunding).
Finanzierungen von Immobilien durch Crowdfunding
Im Jahr 2016 wurden in der Schweiz über 3000 Projekte mit insgesamt 128 Mio. Fr. via Crowdfunding finanziert. Das ist ein markanter Sprung, ausgehend von den 28 Mio. Fr. im Jahr zuvor
Das Wachstum erklärt sich zu einem Grossteil aus der Entwicklung in einem Untersegment, dem Crowdlending. Crowdlending bezieht sich auf die Vermittlung von Krediten über Internetplattformen. In der Schweiz gibt es eine zunehmende Zahl von Firmen, die solche Dienste anbieten. Das Kreditvolumen im Schweizer Crowdlending hat sich 2016 im Vergleich mit dem Vorjahr mehr als versechsfacht
Ebenfalls ein starkes Wachstum wurde im Bereich Crowdinvesting verzeichnet. Hier werden nicht Kredite vermittelt, sondern die Geldgeber erwerben Eigentum – zum Beispiel Aktien an einer Firma oder Wohneigentum. Beim Schweizer Crowdinvesting hat sich das Volumen innert einem Jahr knapp versechsfacht. Treiber war dabei die Finanzierung von Immobilien: Von total 39 Mio. Fr. Crowdinvesting entfielen gut 32 Mio. Fr. auf Projekte im Immobilienbereich.
Noch eine absolute Nische
Die Zahlen zur Finanzierung von Wohneigentum machen deutlich, dass Crowdfunding relativ zum Gesamtmarkt noch immer extrem klein ist. Das gesamte Volumen aller via Crowdinvesting finanzierten Immobilien reicht gerade einmal für die Finanzierung von knapp zwanzig Einfamilienhäusern.
Auch das grösste Crowdfunding-Segment, die Vermittlung von Krediten (Crowdlending), ist mit einem Finanzierungsvolumen von 55 Mio. Fr. nicht mehr als ein zartes Pflänzchen auf dem weiten Feld der Finanzdienstleistungen – zum Vergleich: Die UBS hatte Ende 2016 rund 300 Mrd. Fr. Kredite auf ihrer Bilanz.
Wohin die Reise gehen könnte
Allerdings ist jeder Anfang schwer, und Crowdfunding befindet sich hierzulande noch immer in einer sehr frühen Entwicklungsphase. Die Studienautoren glauben daher, dass sich das Wachstum rasant fortsetzen werde. Sie rechnen im laufenden Jahr mit einem Marktvolumen von bis zu 400 Mio. Fr.
Im internationalen Vergleich ist das immer noch ein Pappenstiel. Wohin die Reise dereinst gehen könnte, zeigen Länder wie China. Dort wurden bereits im Jahr 2015 knapp 100 Mrd. Fr. über Crowdfunding vermittelt. Das ist beinahe 1% der gesamten Wirtschaftsleistung gemessen am Bruttoinlandprodukt. Der Schweizer Crowdfunding-Markt kommt erst auf 0,02% des BIP – die hiesigen Fintech-Zwerge haben noch viel Luft nach oben.
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