HNA will Immobilien abstossen
Die chinesische Mutter von Gategroup und Swissport braucht offenbar Geld. HNA will laut Insidern Immobilien im Wert von 6 Milliarden Franken verkaufen.
Es ist eine scharfe Abkehr von der globalen Einkaufstour des chinesischen Riesen HNA: Der Tourismus- und Airlinekonzern wolle ein grosses Portfolio an Gewerbeimmobilien in New York, London und anderen Städten loswerden, berichtet das « Wall Street Journal» unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. HNA hatte die Immobilien erst im letzten Jahr gekaut.
Bis vor wenigen Monaten hat das Unternehmen mit einer aggressiven Übernahme- und Beteiligungsstrategie für Aufsehen gesorgt. Seit 2015 hatte sich HNA für geschätzte 40 Milliarden Dollar an Dutzenden Firmen beteiligt oder sie gleich ganz gekauft. So ist HNA unter anderem Aktionär der Deutschen Bank und der Hilton Hotelgruppe, sowie Besitzer des Elektronikgrosshändlers Ingram Micro. In der Schweiz hat HNA die Ex-Swissair-Töchter Swissport, SR Technics und Gategroup gekauft, zudem gibt es Beteiligungen an Dufry und HG Storage International.
Riesiger Schuldenberg belastet HNA
Nun gibt es offenbar einen – nicht ganz freiwilligen – Gesinnungswandel im Topmanagement des Konzerns. HNA versuche Mittel aufzutreiben, um Schulden aus den Akquisitionen zurückzuzahlen, so das «Wall Street Journal». In den letzten Wochen geriet die Liquidität der Firma unter Druck, was die Aufnahme von neuem Geld verteuert. HNA selbst hat seine Schulden zuletzt mit mehr als 100 Milliarden Dollar angegeben. Zum Vergleich: Die Vermögenswerte des Unternehmens werden auf über 140 Milliarden Dollar geschätzt, darunter Immobilien im Wert von 14 Milliarden Dollar.
Über die Höhe der Schulden von HNA und die Fähigkeit der Firma, diese zurückzuzahlen, herrscht viel Unsicherheit. Laut «South China Morning Post» hat HNA seine Einkaufstour finanziert, indem Aktien von Tochterfirmen wie Swissport als Pfand für Kredite hinterlegt wurden. Aktien von 15 Firmen im Wert von mindestens 24 Milliarden Dollar seien so gebunden, schreibt die Zeitung. Das ist zwar an sich nicht ungewöhnlich. Dennoch seien Umfang und Komplexität von HNAs Kreditaufnahmen «ein bisschen besorgniserregend», sagt Analystin Carol Yuan vom Vermögensverwalter Aberdeen.
Die Folgen zeigen sich auch in der Schweiz: Im November hat die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) das Kreditrating der Tochterfirma Gategroup von «B+» auf «B» gesenkt. Die Abstufung erfolge aufgrund der Rückstufung der HNA-Gruppe, teilte S&P damals mit.
Immobilien für 6 Milliarden Dollar
Zum Verkauf stehen nun offenbar Immobilien im Wert von 6 Milliarden Dollar. Einige Marktteilnehmer glauben indes, dass HNA zu viel für die nun nicht mehr erwünschten Gebäude bezahlt hat, so das «Wall Street Journal». Das mache es schwierig, den gewünschten Preis für die Immobilien zu erzielen.
Die Verkaufspläne kommen zu einem Zeitpunkt in dem HNA neben Schulden auch mit regulatorischen Problemen kämpft. In Deutschland könnte dem Grossaktionär der Deutschen Bank eine Prüfung durch die Finanzaufsicht Bafin bevorstehen. Hier wirft vor allem die undurchsichtige Eigentümerstruktur der Firma Fragen auf, die HNA-Gruppe wird von zwei Stiftungen in China und New York kontrolliert. Auch in den USA gibt es eine Klage wegen unwahrer Angaben zu den Eigentümern. An weitere grosse Übernahmen ist bei HNA im Moment nicht mehr zu denken.
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