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Schweizer Nobelhotels – Finanzinvestoren greifen zu

Schon 40 Prozent der Schweizer Nobelhotels gehören Ausländern. Reiche Ägypter engagieren sich mit neuen Projekten. Hotels in dem Land gelten als sichere Kapitalanlagen.

Das Hotel Intercontinental Davos „Stilli Park“ ist so gut wie fertig. Das goldschimmernde eiförmige 5-Sterne-Hotel, ein Investment der Credit Suisse CS REF Hospitality, wird pünktlich vor dem nächsten Treffen des World Economic Forum, das vom 22. bis 24. Januar 2014 stattfinden wird, starten. Bis zur Eröffnung im Dezember dauert es zwar noch ein paar Monate, doch eines steht für den Davoser Landammann Tarzisius Caviezel schon heute fest: „Das Stilli Park wird ein Leuchtturm, der für die Schweizer Hotellerie weltweite Ausstrahlung hat“.

Internationale Ausstrahlung haben Schweizer Nobelhotels schon seit langem. So berichtet Schweiz-Tourismus-Direktor Jürg Schmid über steigende Anfragen von Investoren, die sich für Hotels interessierten – aus China, Indien, Russland oder ehemaligen Ostblockländern. So sorgen ausländische Käufergruppen denn auch mit spektakulären Investitionen oder neuen Projekten immer wieder für Schlagzeilen.

So etwa die Qatari Diar Real Estate Investment Company. Die Gesellschaft, die dem Staatsfonds von Katar gehört, sicherte sich gleich drei Schweizer Topobjekte: Die Häuser auf dem „Bürgenstock“ über dem Vierwaldstättersee, das „Hotel Royal Savoy“ in Lausanne und das „Hotel Schweizerhof“ in Bern.

Chinesischer Multi-Millionär kauft Traditions-Hotel

Auch Investoren aus Fernost zeigen sich interessiert. So erwarb der chinesische Investor Yunfeng Gao mit seiner Han’s Europe AG das traditionsreiche Hotel „Europäischer Hof“ in Engelberg und Anteile an Hotelprojekten in Melchsee-Frutt bei Luzern. Bei diesen Engagements will es der Multimillionär aus Shenzhen längst nicht belassen: „Wir werden uns auf keinen Fall auf diese Investitionen beschränken.“

Derweil steht in Andermatt das 5-Sterne-Hotel „The Chedi“ vor der Fertigstellung; das erste Etappenziel des auf 1,8 Milliarden Franken veranschlagten Großprojekts der Orascom Development Holding wird mit der Eröffnung Anfang Dezember erreicht.

Etwas weiter ist das „Parkhotel Vitznau“ am Vierwaldstättersee, ein 250-Millionen-Franken-Projekt des österreichischen Vermögensverwalters und Fondsmanagers Peter Pühringer: Das aufwendig sanierte Hotel hat im Frühjahr den Betrieb aufgenommen.

Auch in St. Moritz wurden ausländische Investoren fündig: Hier wechselte im Frühjahr das 5-Sterne Kempinski „Grand Hotel des Bains“ den Besitzer. Die österreichische Immofinanz Group verkaufte das mehrere Hektar große Grundstück nebst Gebäuden an ein internationales Konsortium privater Investoren.

Sichere Kapitalanlage bei geringen Risiken

Die Kette potentieller Käufer wird immer länger – obwohl die Schweizer Hotellerie in den vergangenen Jahren nicht viel Grund zur Freude hatte. Im Zuge von Euro-Krise und hohem Frankenkurs brachen die Übernachtungszahlen und damit Umsatz und Gewinn ein. „Für ausländische Investoren ist ein Schweizer Luxushotel in bester Lage eine der sichersten Kapitalanlagen“, erklärt Stefan Mathys. In Schwellenländern seien die Renditen zwar höher, räumt der Sprecher der Swiss Deluxe Hotels, einer Vereinigung von 40 Schweizer Fünf-Sterne-Häusern, ein – das gleiche gelte allerdings auch für die Risiken.

Auch Puneet Chhatwal zählt die „Schweiz zu den drei bis fünf Top-Destinationen, um zu investieren». Chhatwahl, seit Anfang Jahr CEO der Steigenberger Hotels AG, trimmt die bisher vorwiegend auf Deutschland, Österreich und Schweiz fokussierte und seit 2009 im Besitz des ägyptischen Unternehmers Hamed El Chiaty befindliche Hotelgruppe auf Expansion.

Steigenberger, in der Schweiz mit dem „Grandhotel Belvédère“ in Davos, dem „Sportchalet“ in Gstaad-Saanen und dem „Bellerive au Lac“ in Zürich vertreten, will mittelfristig mindestens drei neue Hotels mit insgesamt 450 bis 500 Zimmern eröffnen und plant dazu Investitionen von 75 Millionen Euro.

Steigenberger plant Intercity-Hotels

Geplant sind zwei Häuser nach dem Konzept der bisher nur in Deutschland und Österreich vertretenen Intercity-Hotels. Ferner will Steigenberger ein weiteres Luxushotel eröffnen, am liebsten in Genf. Schwierigkeiten, Investoren für die neuen Häuser zu finden, sieht der Chef des ausschließlich als Betreiber operierenden Hotelunternehmens nicht. „Wir glauben an die Schweiz“, sagt Chhatwal und spricht damit auch für seinen ägyptischen Eigentümer El Chiaty.

Den Optimismus teilt auch Chiatys Landsmann Samih Sawiris. Der Verwaltungsratspräsident und Mehrheitsaktionär der Orascom Development Holding denkt langfristig – und verfügt, wie sich an den jüngsten Kapitalspritzen für seine Schweizer Objekte zeigt, offensichtlich auch über den dazu notwendigen langen Atem.

„Die Schweiz wird für Investoren, Käufer und Touristen weiter ein sicherer Hafen sein“, ist Sawiris überzeugt. Sawiris zufolge musste die Schweizer Wirtschaft zwar einen Einbruch hinnehmen, dieser sei aber mit einem oder zwei Prozent im Vergleich mit dem Rückgang von 80 Prozent in Ägypten keineswegs dramatisch.

Schweizer Nobelhotels – Finanzinvestoren statt Familienfirmen

Wie attraktiv die Schweizer Nobelhotels für ausländische Investoren ist, belegt die Untersuchung „Who’s who der Schweizer 5-Sterne-Hotellerie“. Für die Studie prüften Roland Schegg, Professor an der Walliser Hochschule für Wirtschaft und Tourismus, und Wirtschaftsberater Patrick Kullmann die Inhaberstrukturen aller 88 Schweizer 5-Sterne-Hotels. Das Ergebnis: „Die Schweizer Luxushotellerie ist mehrheitlich in Schweizer Hand, aber bereits heute werden rund 40 Prozent von ausländischen Investoren gehalten.

Die Investoren stammen aus Italien, Griechenland, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Österreich, Israel, Ägypten, Saudi Arabien, Qatar, Malaysia, Thailand und den USA.“ Für Kullmann und Schegg stellt sich die Frage, ob sich dieser Trend zukünftig fortsetzen wird. Doch in den etablierten Schweizer Hoteliersunternehmen werden generationsübergreifenden Übertragungen innerhalb einer Familie immer seltener. Den Trend setzen nunmehr Finanzinvestoren, die kurz- bis mittelfristig auf Wertsteigerung setzen.

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